Selbsterkenntnis & Coaching
Der Lebensintegrationsprozess (LIP):
Heilung durch Annahme des inneren Selbst
Im Zentrum eines Lebensintegrationsprozess (LIP) stehst Du selbst. Es ist eine liebevolle und achtsame Methode, sich mit dem eigenen Leben zu beschäftigen – ehrlich, liebevoll und ohne Urteil. Wenn wir uns selbst in allen Facetten annehmen, entsteht ein tiefer Frieden: mit unserer Vergangenheit, mit dem Hier und Jetzt – und mit dem Menschen, der wir geworden sind.
Was ist der Lebensintegrationsprozess?
Der Lebensintegrationsprozess (LIP) ist ein tiefenwirksamer, achtsamkeitsbasierter Selbsterfahrungsprozess, der vom deutschen Psychologen und Buchautor Wilfried Nelles entwickelt wurde. Das Ziel des LIP ist es, Frieden mit sich selbst und dem eigenen Lebensweg zu finden – durch die bewusste Annahme aller Anteile, die uns im Laufe unseres Lebens geprägt haben.
Der LIP basiert auf der systemischen Aufstellungsarbeit von Bert Hellinger, geht jedoch einen Schritt weiter: Er lädt uns ein, dem eigenen Leben in verschiedenen Altersphasen liebevoll zu begegnen – vom ungeborenen Kind bis zum heutigen Erwachsenen. Dadurch entsteht ein tiefer Kontakt zu sich selbst, der Versöhnung und innere Klarheit ermöglicht.
Warum ist der LIP hilfreich?
Viele Menschen tragen ungelöste emotionale Verletzungen aus der Kindheit oder Jugend mit sich herum – fast immer unbewusst. Um mit diesen Erfahrungen umzugehen, entwickeln sie über die Jahre bestimmte Muster, Rollen oder Schutzmechanismen.
Diese können im Erwachsenenleben zu inneren und äußeren Spannungen führen und zeigen sich unter anderem in Form von:
- innerer Unruhe oder anhaltende Unzufriedenheit
- Selbstzweifel, übermäßige Selbstkritik oder das Gefühl, nie „gut genug“ zu sein
- Schwierigkeiten in engen Beziehungen oder Bindungsangst
- chronischem Stress, Erschöpfung oder psychosomatische Beschwerden
- übermäßige Kontrolle oder Perfektionismus
- das Gefühl, nicht wirklich verbunden oder „bei sich“ zu sein
- ständiges Streben nach Anerkennung oder das Vermeiden von Konflikten
- das Gefühl, im eigenen Leben nur zu „funktionieren“, statt es bewusst zu gestalten
Der Lebensintegrationsprozess zielt nicht darauf ab, alte Wunden oder belastende Erfahrungen zu verdrängen oder zu „reparieren“. Vielmehr geht es darum, diesen Erfahrungen ihren Platz im eigenen Lebensweg zu geben – sie als Teil der persönlichen Geschichte anzuerkennen und wertzuschätzen.
Indem wir lernen, auch schwierige oder schmerzhafte Erlebnisse bewusst anzuschauen, erkennen wir: Sie gehören zu uns und haben uns mitgeprägt. Und wir haben unsere Stärken und Strategien daraus entwickelt, die uns zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind.
Wie funktioniert der Lebensintegrationsprozess?
In einer begleiteten Gruppe wird der Lebensintegrationsprozess als strukturierte Aufstellung mit den sieben Lebensphasen durchgeführt. Dabei wird jede Phase des Lebens durch einen Stellvertreter*in auf der jeweiligen Positition im Raum symbolisiert – von der vorgeburtlichen Zeit bis zum aktuellen Erwachsenenalter.
Die sieben Phasen sind:
1 Zeit im Mutterleib – Symbiose & Einheitsbewusstsein
2 Kindheit – Gruppenbewusstsein
3 Jugend / Pubertät – erwachendes Ich-Bewusstsein
4 Erwachsenenalter – Selbst-Bewusstsein
5 Reifes Erwachsenenalter
6 Weises Alter
7 Tod
Für jede dieser Positionen wählt der Klient einen Stellvertreter*in aus der Gruppe, der/die die jeweilige Lebensphase „repräsentiert“. Der Klient selbst stellt sich nacheinander auf die Position seines jeweiligen Alters und begegnet so seinem eigenen inneren Kind, Jugendlichen und früheren Selbst auf eine achtsame, unmittelbare Weise.
Während der Klient auf seiner jeweiligen Altersposition steht, erlebt er oft sehr deutlich die damaligen Gefühle, Körperempfindungen oder inneren Haltungen. Die Stellvertreter auf den übrigen Positionen bleiben präsent und ermöglichen ein Resonanzfeld, das das innere Erleben vertieft und oft neue Einsichten eröffnet. So entsteht ein innerer Dialog zwischen dem heutigen Ich und den jüngeren Anteilen – durch Worte, Präsenz, Spüren und Dasein.
Diese Form der Aufstellung ist äußerst achtsam und wertfrei. Es geht nicht darum, etwas zu analysieren oder zu verändern, sondern darum, dem eigenen Leben in seiner Tiefe zu begegnen – und bedingungslos Ja dazu zu sagen.
Was unterscheidet den LIP von anderen Methoden?
Während beim Familien- bzw. Systemstellen im Allgemeinen die Beziehungen zu anderen Personen aus dem System bearbeitet werden, steht beim Lebensintegrationsprozess allein die Klientin oder der Klient mit dem eigenen inneren Wachstumsprozess im Mittelpunkt.
Er ist ein bewusstseinsorientierter Entwicklungsprozess, der davon ausgeht, dass das Leben selbst der eigentliche Lehrer ist. Der LIP fördert ein tiefes Verstehen und Annehmen der eigenen Biografie – ohne Schuld, ohne Bewertung.
Für wen ist der Lebensintegrationsprozess geeignet?
Der LIP richtet sich an Menschen, die:
- sich selbst besser verstehen wollen
- sich innerlich entfremdet fühlen
- alte Verletzungen integrieren möchten
- in Lebensübergängen stehen (z. B. Elternschaft, Trennung, Ruhestand)
- nach einem ganzheitlichen Weg der Persönlichkeitsentwicklung suchen
Er ist besonders geeignet für Menschen, die offen sind für Selbsterfahrung, achtsame Körperwahrnehmung und biografisches Arbeiten ohne analytische Überforderung.
Fazit
Der Lebensintegrationsprozess ist ein kraftvoller Weg zur Versöhnung mit dem eigenen Leben. Es geht darum, sich selbst zu erkennen und anzunehmen – mit allem, was war, und allem, was ist. So entsteht Raum für innere Ruhe, Klarheit und eine neue Tiefe im Erleben des eigenen Lebens.
Hinweis: Der LIP ersetzt keine psychotherapeutische Behandlung, kann jedoch eine wertvolle Ergänzung sein. Bei tiefergehenden psychischen Beschwerden sollte Hilfe durch Therapeuten hinzugezogen werden.
Artikel zur Verfügung gestellt von:
Andrea Linzer – Zentrum für innere Harmonie
Obere Hochstraße 3/12
7400 Oberwart
+43 664 9252239
www.innereHarmonie.at
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