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Künstliche Befruchtung Artikel

Die Erschaffung eines Kindes

Künstliche Befruchtung ist zu einem wichtigen Thema rund um Schwangerschaft und Geburt geworden. Doch kaum jemand denkt daran, dass bei der "Erschafftung" eines Kindes auch die Seele dazugehört.

 

 

 

 

 


Willkommen im Leben?

Künstliche Befruchtung und ihre möglichen Folgen

Die Frage nach der Existenz, nach Beginn und Ursprung der menschlichen Seele ist und bleibt ein Mysterium. Wir können nur ahnen und fühlen, dass ein undefinierbarer Teil unseres Seins von Anbeginn in unserem Körper wohnt. Und wenn es die Seele gibt, dann muss sie auch zu irgendeinem Zeitpunkt im Körper gelandet sein… Vielleicht im Moment der Befruchtung, in dem ein neues „Wunder Mensch“ entsteht? Falls es so wäre, dann sollten wir der steigenden Zahl künstlich gezeugter Kinder mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung schenken…

Die Reise der Seele ins Leben
Es ist inzwischen eine weitgehend akzeptierte Tatsache, dass alles, was wir im Verlauf unseres Lebens erfahren, unsere „Festplatte“ (sprich Gehirn, Emotionen, Denkweisen, Verhalten…) prägt - und dass alle Erlebnisse der frühen Kindheit (die sozusagen auf die „leere Festplatte“ geschrieben wurden) besonders nachhaltig wirken. Die relativ junge Wissenschaft der Pränatalen Psychologie befasst sich mit den Erlebnissen im Mutterleib - manche ForscherInnen (z.B. Joanna Wilheim oder Karlton Terry) gehen in ihren Forschungen noch weiter zurück bis hin zum Moment unserer Zeugung.
Vielleicht ist es für dich schwer vorstellbar, dass so weit zurückliegende „Zell-Erfahrungen“ die menschliche Seele und Verhaltens- und Denkmuster prägen können. In der therapeutischen Bearbeitung der frühen Erfahrungen (Regressionstherapie) bestätigt sich dies allerdings immer wieder aufs Neue: In der Tiefenentspannung können sich KlientInnen nicht nur an ihre Schwangerschaft oder Geburt zurück erinnern, sondern auch die „Gefühlslage“ des Spermiums oder der Eizelle erkunden, aus denen sie entstanden sind. In der Regression können wir also erkennen, wie stark und in welcher Form uns diese allerersten Zell-Erfahrungen heute noch beeinflussen. Wir können diese unbewussten Prägungen - körperlich UND seelisch - lösen und integrieren. Und nicht selten werden dabei hemmende Muster, die Menschen als scheinbarer Teil ihrer Persönlichkeit jahrelang begleiteten, dauerhaft überwunden.
Der amerikanische Therapeut Karlton Terry forscht seit Jahren zu diesem Thema. Er hat die Seelenreise des Spermiums und der Eizelle genau beschrieben und macht sie auch in seinen Embodiment-Courses zugänglich. Um die von ihm geschilderten Seelenszenarien besser zu verstehen, lade ich dich im Folgenden ein, deiner eigenen Seelenreise nachzuspüren. Damit mute ich dir Einiges zu - nämlich, dich auf bisher (vermutlich) noch nicht Gehörtes und Gelesenes und auch auf den spirituellen Aspekt einzulassen, den jede Zeugung in sich birgt. Wenn du aber bereit dazu bist, dann lass uns mal die Perspektive wechseln: Stell dir einfach vor, Spermium oder Ei hätten bereits eine Seele bzw. die Fähigkeit zu empfinden und diese Erfahrungsmuster tief zu speichern - dann könnte es sich wie folgt anfühlen …

Die Reise der Samenzelle
Du kennst vielleicht den Woody Allen-Film „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“? Dann kannst du dich sicherlich an jene Episode erinnern, in der die Spermien auf ihren „Absprung“ warten… Zwar eine eher satirische Metapher, aber durchaus hilfreich, um sich in die „Reise des Spermiums“ einzufühlen:
Zunächst gibt es viel Ruhe, Gelassenheit, Warten… Bei der Ejakulation ist die Energie im höchsten Maße aktiviert, die Spermien werden herausgeschleudert und verlassen gemeinsam den männlichen Körper. (Viele Menschen empfinden eine tiefe Rührung, wenn sie die vielen sich bewegenden Köpfe bei einem Marathonstart betrachten - sie könnte aus diesem frühen Stadium der Menschwerdung stammen). Nun beginnt der lange, gefährliche und extrem anstrengende Weg bis hin zum Ei (auch in vielen Märchen geht es um diese „Heldenreise“, die ihre sichere Heimat verlassen, um in eine unbekannte, gefährliche, letztendlich aber lebensbereichernde Zukunft aufzubrechen). Es geht um das „Empfangenwerden“ im weiblichen Körper - es gilt, Temperaturunterschiede, ein saures Zellmilieu, sowie mögliche Angriffe von mütterlichen weißen Blutkörperchen zu überwinden… Eine Reise, die nur etwa 50 von ursprünglich ca. 500 Millionen Spermien erfolgreich beenden und die letztendlich vor einer vergleichsweise gigantisch großen Eizelle endet (sie ist ca. 100.000 mal größer als das Spermium).
Bei Regressionen in diesen „Reiseabschnitt“ können von vielen Klienten väterliche Emotionen und Erfahrungen wahrgenommen werden: einerseits die innere Haltung des Vaters als Mann, seine Ambivalenzen und Ängste, seine Lust, seine Kraft, seine männliche, vorwärts drängende Energie - andererseits auch das persönliche Erleben und die unbewussten Signale der empfangenden Frau/Mutter, wie z.B. versteckte Ablehnung (vielleicht auch gegen den eigenen Körper), unbewusste traumatische Erfahrungen aus der Kindheit (viele Mütter bzw. Großmütter haben Kriegserfahrungen in ihren Zellen gespeichert) oder Ambivalenzen gegenüber der Partnerschaft oder einer möglichen Schwangerschaft.

Die Reise der Eizelle
Auch hier zu Beginn eine Zeit des Wartens - es ist allerdings ein Warten über Jahrzehnte, da sich der Eierstock der eigenen Mutter bereits bildete, als sie selbst ein erst 8 Wochen alter Fötus war. Beim Eisprung selbst verlässt nur ein herangereiftes Ei den Eierstock. Emotional kann dies mit einem tiefen Gefühl von Abschied und Trauer, aber auch von Konkurrenz und Wettbewerb einhergehen. Hier lässt sich häufig der eigene innere Widerstand der Seele finden, überhaupt ins Leben zu gehen oder auch eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft (auch die „gefährliche Reise der Heldin“ lässt sich in Märchen und Sagen wieder finden).
Im nächsten Abschnitt dieses archetypischen Transformations-Weges schwebt das Ei für eine kurze Zeit durch den freien Bauchraum zum Eileiter. Orientierungslosigkeit, Verlorenheit oder Ängste können damit verbunden sein - genauso aber ein genussvolles, seliges Dahingleiten. Das Alte wurde bereits verlassen und das Neue, Unbekannte ist noch nicht am Horizont erkennbar (bereits hier können sich Ur-Vertrauen und die Fähigkeit, Dinge geschehen zu lassen bilden). Der erste Kontakt mit der Enge des mütterlichen Eileiters kann als warm, weich, glatt, einladend… aber auch als hart, dunkel, kalt, feindlich und abstoßend empfunden werden (wird er als dramatischer Überlebenskampf erfahren, können sich noch Jahrzehnte später mögliche Auswirkungen zeigen). Am Ende nähern sich die Spermien (welche in Regressionen interessanterweise oft zuallererst gehört werden) - die Zeugung steht unmittelbar bevor…

Die Empfängnis
Das Verschmelzen des „Spermien-Siegers“ mit dem Ei geschieht bereits im Eileiter und ist ein sehr komplexer Vorgang, der sich in diesem Rahmen nur verkürzt darstellen lässt: Die wenigen verbleibenden Spermien nähern sich dem Ei - müssen mehrere Zellschichten überwinden - bis sie direkt an die löchrige Ei-Oberfläche gelangen. Was nun abläuft, ist vielleicht neu für dich - weil sich die meisten Menschen den Moment der Befruchtung ganz anders vorstellen: Das gigantisch große Ei wählt sich den „Gewinner“ selbst aus! Es rotiert und dreht sich ganz langsam, und zwar so lange, bis es die geeignete Öffnung für ‚sein’ Spermium gefunden hat. (Terry) Am Spermium-Kopf und an der Öffnung, in die es hineingezogen wird, befinden sich Rezeptoren, die wie Schloss und Schlüssel perfekt zusammenpassen. Die biologischen Transformationsvorgänge beginnen in dem Moment, wenn der Kopf der Samenzelle über biochemische Verbindungen mit dem Ei (wie mit einem Klettband) untrennbar verbunden ist.
Beim Nacherleben dieser Verschmelzung der beiden Zellkerne fühlen viele KlientInnen eine tiefe Hingabe, ein Loslassen, tiefe Freude, ja sogar Licht-Erfahrungen… Genauso können hier aber tiefe traumatisch geprägte Erlebnisse ihren Ursprung haben: aus der gefühlten Perspektive des Spermiums kann das als Überlebenskampf der individuellen Zelle empfunden werden, die letztendlich sterben muss, um ihr Gen-Material in der Eizelle freizugeben und damit das Zusammenkommen der Chromosomensätze zu ermöglichen. Migräne-, Panik-Anfälle oder auch körperliche Hyperaktivität können hier ihren Ursprung haben. Wie tief und elementar sich diese spezifischen Einflüsse auswirken können, wird aber oft erst deutlich, wenn ein Trauma erfolgreich bearbeitet wurde. Erst danach kann sich eine heilende Erfahrung und damit einhergehend Vertrauen entwickeln.
Jener Verschmelzungs-Moment beinhaltet oft auch das Erleben der Seelen-Verkörperung. Das geschieht bei jedem Menschen auf eine individuelle und einzigartige Weise - es fühlt sich aber stets wie ein heiliger Moment an, der (ähnlich wie beim Sterben, wenn die Seele den Körper wieder verlässt) fließend verlaufen kann. Schon vor der Konzeption kann das Empfinden der Seele bereits mit der Samenzelle oder der Eizelle verbunden sein. Die Seele kann sich aber auch während der Befruchtung selbst sowie während der Zellteilung danach - so die Erfahrungen von Regressions-Klienten - vergleichbar einer Wellenbewegung hinein und hinaus bewegen. Oft wird die „Seelen-Landung“ als stetig fortschreitender Verdichtungsprozess empfunden.

Der Weg ins Nest
Ein großer Teil der Reise ist nun geschafft, jetzt geht’s mit „vereinten Kräften“ zum Ziel: Das Zusammentreffen von Samen- und Eizelle findet ja -wie bereits erwähnt - im Eileiter statt. Der sich danach ständig teilende Zellhaufen rollt nun ganz langsam den Eileiter hinunter (bzw. wird über die Härchen des Eileiters transportiert), am Ende steht der tiefe Fall in die Gebärmutterhöhle (hier können übrigens manche ‚Fall-Träume’ ihren Ursprung haben). Die nun allmählich hungernde Eizelle verliert ihre schützende Schale und landet tief im Uterusgewebe… wo sie sich schleunigst einnisten muss, weil sie sonst zugrunde geht. Und sie muss nehmen, was sie in ihrem neuen Zuhause vorfindet - seien es nun fruchtbare, üppige Nährstoffe jeder (auch emotionaler) Art, oder eine kalte, eisige, verspannte und karge Umgebung… Im Optimalfall wird die Einnistung als ein sanftes Landen auf weichem, nährstoffreichem Untergrund empfunden, verbunden mit einem Gefühl von Ankommen und Willkommensein. Nur wenige Tage später bilden sich Plazenta und Nabelschnur und es beginnt der unmittelbare Austausch von Sauerstoff und Nahrung über das mütterliche Blut.
Dieser erste physische Kontakt zwischen Mutter und Kind kann ganz entscheidend dafür sein, ob sich tiefes Vertrauen bildet und die Seele bleibt.

Kinder machen?
Diese Beschreibung soll ein Verständnis für das fragile Sein der ersten Tage vermitteln. Das winzige Zellwesen ist in der ersten Zeit extrem ungeschützt und verletzlich - auch weil die Mutter noch gar nicht weiß oder bloß zu ahnen beginnt, dass sie schwanger ist… außer es wurde ihr bereits ein fertiger, „künstlich befruchteter“ Embryo eingesetzt. Unsere technologisierte Gesellschaft hat ja längst Wege gefunden, wie kinderlosen Paaren zu helfen ist - und lässt dabei meist die geistigen, psychologischen, spirituellen und seelischen Aspekte ganz außer Acht. Kaum jemand denkt daran, dass bei der „Erschaffung” eines Kindes auch die Seele dazugehört.
Kinder lassen sich nicht erzeugen. Auch in einer Welt, in der alles als machbar gilt, gibt es klare Grenzen. Das Wesentliche ist und war schon immer unsichtbar. Selbst mit höchstem Medizin- und Technik-Einsatz können wir Seelen nicht ins Leben zwingen (was die geringe Erfolgsquote von nur 9 % auch belegt). Und wenn wir es dennoch tun, kann dies vielfältige Folgen haben, welche die meisten Eltern völlig unvorbereitet, aber in der Hauptsache die Kinder selber betreffen. Ihr Weg ins Leben hat mit der oben beschriebenen Reise der Seele, die eigenen Gesetzen folgt, kaum noch Gemeinsamkeiten. Es stellt sich die Frage, inwieweit es ohne Auswirkungen bleiben kann, wenn man „ungefragt ins Leben geholt“ wurde.
Betrachten wir doch mal aus dem Blickwinkel der Seelenreise, wie so eine künstliche Befruchtung abläuft:

Zeugung im Labor
Die „Reise des Spermiums“ fällt aus. Im Gegenteil: statt einer emotional positiven, sexuellen Liebes- oder Zeugungsenergie ist die Abgabe des Spermas für den Mann meist mit hohem Leistungsdruck und eher Unlust verbunden (die Frau dürfte ihren Mann zwar in die dafür vorgesehenen Kabinen begleiten, aber nur wenige Paare nehmen dies in Anspruch). Auch die Ziel-Orientierung und die darauf folgende große, gemeinsame Wanderung gibt es nicht. Die Spermien werden sofort isoliert und häufig zentrifugiert. (Manche künstlich gezeugte Kleinkinder in meiner Praxis drehen sich bei emotionalem Stress zwanghaft und heftig um die eigene Achse und sind nur schwer zu stoppen… ob es hier einen Zusammenhang gibt, bleibt offen).
Auch die Reise der Eizelle unterscheidet sich deutlich von ihrer natürlichenVariante: Durch künstliche Hormongaben zur Reifung stimuliert wird im OP nicht nur eine Eizelle (die Siegerin/Heldin) aus dem Eierstock entnommen, sondern gleich mehrere. Statt eines freiwilligen Abschieds aus der jahrelang vertrauten Umgebung geschieht also eine „ungefragte“ und abrupte Trennung - kein freies Schweben, keine sanfte Kontaktaufnahme mit dem Eileiter, kein Sich-einstellen-Können auf die nahenden Spermien… Und auch die Befruchtung erfolgt durch einen Eingriff: Die Auswahl von Spermium und Eizelle liegt in Menschenhand, die beiden Zellen werden entweder in einer Petrischale (unter klinischer Beobachtung und hellem Licht) zusammengebracht - oder die Samenzelle wird per Injektionsnadel in die durch Oberflächenritzung vorbereitete Eizelle hineingespritzt.
Was dann folgt, ist ein unfreiwilliges Zusammentreffen, sozusagen eine „Zwangsehe“ auf der Seelenebene. Diese Momente können so schockierend sein, dass der tiefste Wesenskern mit innerem Rückzug reagiert. Auch Osteopathen kennen das Phänomen bei diesen Kindern - als könne man ihr inneres Feuer zwar durch jede Behandlung neu entfachen, es brennt aber nicht von allein und braucht ständiges „Nachlegen“. Und bei vielen künstlich gezeugten Kindern geht der Blick oft ins Leere - oder sie wirklich freundlich, aber gleichzeitig wie abwesend oder gleichgültig.

Stressfaktoren
Das operative Einsetzen des befruchteten Eis in den hormonell vorbereiteten Uterus setzt die Reihe der unangenehmen Szenarien fort - denn oft erfolgt diese Prozedur ohne Betäubung, was bedeutet, dass die Mutter im wichtigen Moment der Einnistung neben dem Stress auch Schmerzen hat. Ein Anfang, der bei vielen künstlichen Befruchtungen nicht wirklich gut gelingt (was die hohe Fehlgeburtsrate leider auch eindrucksvoll belegt).
Und weiter geht’s mit den Stressfaktoren in der Schwangerschaft: häufig starke Angst der Mutter vor einer Fehlgeburt, extrem engmaschige medizinische Überwachung und… der häufige vorgeburtliche Zwillingsverlust. Letzterer kann sogar die Trauer um jene anderen, bereits befruchteten Zellen betreffen, die schockgefroren auf eventuellen Einsatz warten oder irgendwann vernichtet werden. Karlton Terry beschreibt den Fall eines 4-jährigen Mädchens, das sich in seinen Träumen um deren Wohl sorgt: „… Meine anderen Brüder und Schwestern sind gefroren. Sie sind in einer Höhle im Schnee und sie weinen. Wir müssen etwas unternehmen.“… Allein der vorgeburtliche Zwillingsverlust (der ja auch bei einer natürlichen Empfängnis sehr häufig vorkommt) ist ein Thema, welches Menschen ein Leben lang beeinflussen kann - ihre Beziehungsmuster genauso, wie das grundsätzliche Lebensgefühl. Bei all diesen Aspekten haben wir die Themen der anonymen Samenspender und Leihmütter (also die Herkunftsfrage) noch nicht einmal angedeutet. Oder jene Kinder, die selbst im Frühstadium ihrer Entwicklung eingefroren waren…
Wie alle Kinder sind natürlich auch die künstlich gezeugten Kinder individuelle Wesen mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Dennoch haben sie etwas gemeinsam: eine traumatisch geprägte Konzeptionsgeschichte, die lebenslang wirksam sein kann, wenn sie nicht wahrgenommen wird und unbehandelt bleibt. Erschwerend dazu kommen oft auch noch mögliche Geburtstraumata - denn erfahrungsgemäß ist die medizinische Geburtseingriffs-Rate (Geburtseinleitung, PDA, Kaiserschnitt, Saugglocke, Zange) gerade bei diesen Kindern besonders hoch. Eine betroffene Mutter brachte es einmal kurz und klar auf den Punkt: „Schwer rein und schwer raus“.

Künstlich gezeugte Kinder
Das Thema ist zwar noch ein sehr junges - Menschen, die auf diese Weise gezeugt wurden, sind vorwiegend im Kindesalter. Im Hinblick auf eine gesunde seelische Entwicklung unserer Gesellschaft sollten wir es aber ernst nehmen und darüber reflektieren. Wir sollten das Tabu brechen und darüber reden, wie wir die betroffenen Kinder dabei unterstützen können, aus ihrem energetischen Schockzustand herauszufinden.
Inzwischen gibt es auch schon erste Fachartikel über diese therapeutische Arbeit. So beschreibt Karlton Terry bestimmte Verhaltensweisen, die bei künstlich gezeugten Kindern häufig beobachtet wurden, wie z.B. das „Happy Puppet-Syndrom“: freundliche, pflegeleichte Kinder, die als Babys häufig überdurchschnittlich viel schlafen, sich als Kleinkinder sehr lange allein beschäftigen können, denen allerdings oft auch jeglicher Eigenantrieb fehlt. Neben diesen extrem anpassungsfähigen Kindern gibt es aber auch die gegenteilige Variante: Kinder, die einerseits oft aggressives oder auch körperlich unruhiges Verhalten zeigen, aber gleichzeitig sehr ängstlich, scheu, misstrauisch, emotional nur schwer erreichbar wirken und (auch schmerzvoll für die Eltern) Blick- und Körperkontakt offensichtlich vermeiden.
Allgemein gilt es, Wege aufzuzeigen, um den immer mehr werdenden Kindern mit dieser Entstehungs- und Geburtsgeschichte zu helfen, ihren Seelenweg in einer heilsamen Art und Weise zu beenden bzw. zu vervollständigen. Wie kann das in der Praxis aussehen? Diese Arbeit ist ein längerer kontinuierlicher Prozess, der seine Impulse hauptsächlich auf der spielerischen Ebene erhält. Mit spielerischer, scheinbar ungezielter Körperarbeit (Toben, Verstecken, etc.) oder auch indirekt über die Puppe, Kuscheltier und anderes Spielzeug kann so etwa die Geburt nacherlebt und aufgearbeitet werden - wobei es ganz wichtig ist, den Kindern genügend Freiraum für ihr eigenes Tempo und ihre eigene Vorgehens- oder Umgehensweise zu geben. Aber auch die künstliche Zeugung selbst lässt sich z.B. mit einem Keimblatt-Modell sichtbar machen, nachspielen und in wichtigen Aspekten heilen - wie im folgenden Beispiel aus meiner Praxis: Ein 5-jähriger Bub nahm gleich in der ersten Therapie-Sitzung mit mir Kontakt auf, indem er meinen Oberarm mit der Spitze seines Raumschiff-Kanonenrohrs traktierte und dazu immer ‚Pieks’ rief! So spielten wir - von ihm initiiert und von mir nur mit wenigen, gezielten Kommentaren unterstützt - die traumatischen Szenen seiner Zeugung nach. Das waren Stationen, die Kenner des Ablaufes künstlicher Befruchtungen thematisch sofort ausmachen können, z.B. der „feindliche Angriff“, die „gewaltsame Entführung“, der „Tod der Brüder und Schwestern“ und die „unfreiwillige Gefangenschaft“ (alles seine Worte!). Im Lauf der folgenden Sitzungen veränderte sich sein Verhalten allmählich. Er konnte Blickkontakt aufnehmen und halten, fasste Vertrauen und machte vor allem im Sozialverhalten große Entwicklungsschritte.

Wege der Heilung
Wie alle Kinder sind natürlich auch die künstlich gezeugten Kinder individuelle Wesen mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Dennoch haben sie etwas gemeinsam: eine traumatisch geprägte Konzeptionsgeschichte, die lebenslang wirksam sein kann, wenn sie nicht wahrgenommen wird und unbehandelt bleibt. Wir sollten uns also besinnen, wie wir die steigende Zahl von im Labor gezeugten Kindern auf der Seelenebene willkommen heißen und ihnen die Ankunft erleichtern. Es braucht das Bewusstsein von uns allen, den Fokus bei diesem Thema nicht nur auf die elterlichen Bedürfnisse, sondern auch auf die Kinder selbst zu richten. Und es ist notwendig, dass all die Fachleute, mit denen ein Paar auf seinem Weg zum ‚Wunschkind’ zusammentrifft, über die Möglichkeiten der seelischen Prägungsgeschichte Bescheid wissen. Das gilt aber nicht nur für die Ärzte, Hebammen, Schwestern aus dem Geburtshilfebereich. Auch die Kinderärzte, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Osteopathen, die Erzieherinnen und Lehrer könnten - geschult durch theoretisches Wissen und eigene Selbsterfahrung – später den Eltern notwendige Hinweise geben, damit sie für ihr Kind die beste, individuelle Unterstützung zu suchen.
In vielen ursprünglichen Kulturen gibt es Rituale, in denen man die Seelen darum bittet, zu einem Elternpaar zu kommen. Kinder einzuladen, anstatt sie auf der Seelenebene ins Leben zu zwingen, könnte der Beginn einer Perspektivänderung sein und ein Umdenken einleiten, das in der Kinderwunschdebatte mehr als überfällig ist.

 

Autoren: Ilka-Maria Thurmann & Theresia Maria de Jon
Dipl.Päd. Ilka-Maria Thurmann
Jg. 1958, arbeitet in eigener Praxis nähe Frankfurt/M. Ihre Schwerpunkte: Psychologische Kinderwunschberatung und Schwangerenbegleitung, Arbeit mit Babys und (IVF-)Kindern, Vorgeburts- und Geburtstraumen, Elternberatung, Regressions- und Gesprächstherapie für Erwachsene.
In diesen Bereichen bietet sie auch Fachfortbildungen und Vorträge an.
Kontakt: www.praxis-thurmann.de

Theresia de Jong
ist Journalistin und Autorin zahlreicher Sachbücher zum Thema Schwangerschaft, Geburt und spirituelle Heilung.

weitere Infos: www.praxis-thurmann.de/ 


Buchtipp zum Weiterlesen:
Willkommen im Leben! - Kinderwunsch und der bewusste Weg zur Elternschaft
von Ilka-Maria Thurmann & Theresia Maria de Jong (Patmos, 2008)

Der Artikel enthält u.a. Auszüge aus dem Buch - die Autorinnen danken dem Patmos-Verlag für die Genehmigung zum Abdruck.





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